Geschichten,  Silke Brünig

Der Halm

Ein Halm am Seerand blickt ganz stumm
Um seinen ganzen See herum

Die Sonne scheint grell
Der Wind bläst mäßig
Der Halm schimmert hell
Dann wird er schläfrig

Wolken zieh’n auf, gepaart mit Wind
Der Halm hellwach sich neigt geschwind
an die lieben Schilf-Kollegen
Gemeinsam sich im Wind zu regen

Ein Schilfmeer bilden
Gemeinsam trotzen
Gemeinsam stark sein
Gemeinsam wachsen

Der Wind – stets bemüht
einen Keil zu treiben –
Erkennt ganz betrübt
die Kraft von Halmen

Kein Trennen möglich
oder gar Spalten
Die göttliche Natur
trotzt äußeren Gewalten

Und so sind wir Menschen
wie die Halme
Zusammen unschlagbar
und nie alleine