Lesung beim Kulturzonenfest 2025
In einer Zeit, in der Geschichten meist über flimmernde Displays huschen und nach zwanzig Sekunden verschwinden, erlebten wir Schreibverbundenen das genaue Gegenteil: Beim Kulturzonenfest im eleganten Belvedereschlössl in Stockerau versammelten sich interessierte Menschen. Sie spürten den Unterschied zwischen Kunst zu konsumieren und Kunst zu erleben. Lebenskunst war das Motto der Veranstaltung.
Unsere Mitautorin Christine Hagelkrüys hatte uns nach Stockerau bei Wien eingeladen und sechs von uns konnten kommen. Wir erlebten Kultur live, authentisch und facettenreich. Keine Likes, keine Kommentare, in Echtzeit vorgelesene Worte von Autorinnen, mit Herzblut gespielte Musik von Männer- und Frauenbands, Malerinnen, die selbst aus Farbresten noch neue Geschöpfe kreierten, Bunte Skulpturen – teilweise speziell für diese Veranstaltung geschöpft. Wir durften jene besondere Atmosphäre miterleben, die entsteht, wenn Menschen einander wirklich begegnen.








Der Beitrag unserer Gruppe war gleich nach der Eröffnung, am Samstag um 16 Uhr. Wir lasen aus unserem Buch EIN JAHR – NEUN FRAUEN – 66 GESCHICHTEN. Darin haben wir die Stimmungen eines Jahres eingefangen und diese Dramaturgie auf unsere Lesung übertragen. Christine begann mit einem Gedicht „Hoffnungsschimmer“ – fast war es dem Publikum zu kurz – wir ahnten es bereits – so las sie im weiteren Verlauf überraschend ein zweites Mal. Sie übergab das Staffelholz an Helga, diese an Anne … so ging es weiter. Immer wieder entführten wir das Publikum in neue Lebensräume. Es öffnete sich eine Türe, die Zuhörerinnen und Zuhörer nahmen Platz und machten es sich gemütlich. Dann führte eine andere Autorin das Publikum in einen neuen Raum, neugierig folgte es, ohne zu wissen, was sich hinter der nächsten Türe verbarg. Wir hatten für diesen Nachmittag sechs Räume ausgewählt. Alle erzählten von Lebenskunst in einer leisen Form.
Wer dort war, weiß, wie still es werden kann, wenn Worte aufmerksam gehört werden. Denn Berührung entsteht nicht im Weiterwischen. Es braucht Körper, Nähe und Atem. Es braucht auch das Gespräch nach dem letzten Satz, das Anlächeln bei einer Begegnung. Das Publikum sprach mit den Darbietenden, stellte Fragen, hörte Hintergründe – das schaffte Verbundenheit. Auch etwas, was digitale Formate nur selten leisten. Die Worte des Künstlers, der eine Skulptur mit seinen Händen geschaffen hat und sie beschreibt, eröffnen neue Welten.
Das Kulturzonenfest 2025 bewies eindrucksvoll: Der analoge Kunstgenuss besitzt eine Magie, die kein Bildschirm der Welt zu ersetzen vermag. Möglich gemacht wurde dieses besondere Wochenende durch das Engagement einer kleinen rührigen Organisationsgruppe, die mit Herzblut und Hingabe bewiesen hat: Kulturarbeit gelingt auch ohne große Budgets. In einer Zeit, in der Events oft sterile Perfektion anstreben, schufen diese Menschen einer Raum voller Authentizität. Kunst lebt davon, dass sie mit anderen geteilt wird. Das darf auch digital sein. Aber es muss auch analog geschehen.
(c) Margit Thürauf 23.10.2025
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