Uta Herrmann

Begegnungen mit der Liebe

Begegnungen mit der Liebe

Liebe ist immer da, man bekommt stets die Gelegenheit geschenkt, sie mit allen Facetten sehen und wahrnehmen zu können.

Das geschah gestern auf dem Afrikafest in Oberursel. Mein Lieblingsmensch und ich gehen immer gerne auf diese Feste, weil sie eine ganz eigene Magie ausstrahlen. Ich habe noch nie etwas anderes erlebt, wenn ich in Kontakt mit diesen Menschen trete. Sie sind von Natur aus spirituell, ohne es zu benennen, sie sind es einfach. Sie versprühen Ihre Freundlichkeit und Freude ganz automatisch auf andere über. Da ich selbst trommele, mag ich sehr ihr Auftritte auf der Bühne.

Wie von selbst bewegt man sich rhythmisch mit den Schwingungen der Trommeln mit und wird eingehüllt in einen unsichtbaren Zauber, den man mit Worten nur schwer beschreiben könnte.

Die Sonne bestrahlte einen vor mir stehenden Baum mit seinen Blättern, die von einer leichten Windbrise bewegt wurden und wie kleine Sternenfunken aufleuchteten. Meine Augen wanderten weiter auf die fröhlichen Kinder, die sich vor der Bühne ihren Platz ergatterten.

Dort fiel mir eine schmale Frau auf, die in schwarz gekleidet war und ihre Kleidung sich sanft an ihren Körper schmiegte. In meiner Wahrnehmung hatte sie viele männliche Züge in ihrem Gesicht zu verzeichnen, auf ihre Weise wunderschön.

Ihre Bewegungen waren so leicht wie von einer Feder. Ihr 1 oder 2 jähriges Kind trug lustige gepolsterte gelbe Kopfhörer, wahrscheinlich zum Schutz vor der Lautstärke, die die aufgestellten Lautsprecher ausstrahlten. Ich beobachtete ihr Augen, wie sie ihr Kind voller Liebe anschaute. Es lag nichts Gekünsteltes oder Verniedlichendes in ihrem Blick zu ihrem Kind. Sie schaute sie offen und ehrlich an. Man hätte glauben können, dass sie mit ihrem eigenen Kind flirtete, denn ihre Tanzbewegungen luden ihr Kind ein, sich sanft und weich mit zu bewegen. Ihr Blick wanderte nicht zu anderen Teilnehmern, sondern blieb stets bei ihren Kind. Sie lächelte ein klein wenig dabei und strahlte so viel Liebe aus, dass mir vor Freude fast das Herz in die Höhe schoss. Mir schossen beinahe vor Freude Tränen in die Augen, als ich diese Momente in meinem Herzen bewegen konnte. Sie nahm ihr kleines Kind vorwärts auf ihre Schultern, sodass ihr Gesicht gänzlich von dem Körper des Kindes verdeckt wurde. In dem Moment hatte ich den Gedanken, dass sie ihr Kind mit all ihrer Liebe und Leichtigkeit benetzte und wieder atmete ich selbst voller Dankbarkeit ein und aus, so etwas beobachten zu dürfen.

Sie ließ dann ihr Kind in ihrem Armen nach vorne fallen, so wie „Engelchen flieg“. Ich konnte ihr Kind nicht hören, doch bestimmt fing es an zu lachen, als es wieder mit einem leichten Ruck nach oben gelenkt wurde. Das Spiel ging ein paar Minuten so weiter und ich erinnerte mich an meine Tochter und mich, wie wir „Engelchen flieg“ auf andere Weise gespielt hatten und meine Tochter auch immer voller Freude gelacht hatte. Meine Gedanken schweiften ab und ich fühlte die tiefe Liebe zu meiner Tochter, die sich gerade am Ende der Welt (Neuseeland) befindet, weil sie die Welt kennen lernen möchte.

Ich spürte, dass ein Mensch nicht immer vor mir stehen muss, um diese Liebe fühlen zu können, denn diese Liebe ist in mir. In dem Augenblick, wenn ich an einen denke, ist dieser Mensch direkt bei mir und fühle seine Präsenz.

Meine Blicke schweiften weiter von der Mutter mit ihrem Kind zu anderen Menschen. Überall sah ich die Freude und das Gefühl der Zusammengehörigkeit erfasste mein Sein.

Ich glaube, dass ich in diesem Moment selbst vor Liebe gestrahlt habe und es an die anderen weiter geben konnte. Wir bildeten alle eine Einheit, ohne es zu wissen. Die Liebe stelle ich mir heute, während dessen ich das schreibe, wie eine Rauchwolke aus weißem Licht vor. So ähnlich wie eine Wolke aus frisch aufgebrühtem Kaffee.

Ich selbst trinke keinen Kaffee, doch als ich am Waffelstand ein Crêpe für uns beide bestellte, beobachtete ich, wie ein anderer Kaffee bestellte und aus dem Becher leichter Rauch aufstieg und sich der betörende Duft in der naheliegenden Umgebung verdichtete.

Wo auch immer ich mich befand, erlebte ich Freude und Liebe. Schöne Gespräche ergaben sich mit fremden und bekannten Gesichtern. Eine Frau erinnerte sich an mich von einem vergangenen Afrikafest in Wiesbaden und freute sich, mir wieder begegnen zu dürfen. Wir tauschten ein paar Worte aus und ich hatte das Gefühl, dass sich ein Band der Liebe um uns legte. Keine partnerschaftliche Liebe, sondern universelle Liebe. Wie zwischen Bruder und Schwester. Ja ich fühle mich mit diesem Kontinent sehr verbunden, obwohl ich körperlich noch nie dort war (in diesem Leben).

Ich fragte mich, als ich auf der Bierzeltbank auf die Bühne blickte, warum ich mich in einer großen Menschenmenge plötzlich so wohl fühlen konnte, meide ich doch mittlerweile große Menschenansammlungen? Es ist nicht die Menge der Menschen ausschlaggebend, sondern die Energie, die sie ausstahlen. Wenn ich mir andere Festivitäten anschaue, stelle ich immer wieder fest, dass viel Konsumverhalten stattfindet. Man isst und trinkt und unterhält sich, doch die pure Freude hält dort selten Einzug. Musikveranstaltungen haben natürlich einen anderen Stellenwert, als normale Feste.

Auf diesem Fest lachten viele unterschiedliche Kulturen in das Tagesgeschehen, schwarz und weiße Gesichtsfarben vermischten sich liebevoll. In einem kurzen Moment tauchte ein Bild in mir auf, dass das vor 100 Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Das machte mich für einen Moment so glücklich und dankbar, dass ich das JETZT erleben darf, dass kulturelle Freundschaft entstehen kann, wenn man sich dafür öffnet. Vielleicht schaltete sich unbewusst mein Seelengedächtnis mit ein, weil es auch andere Szenen miterlebt hatte. Wer weiß das schon.

Ich bin so dankbar für all die Beobachtungen, die ich wie ein Staubsauger in mir aufnehmen durfte. Heute Morgen wurde mir bewusst, dass ich der Liebe in vielen Gesichtern begegnet bin. Die ganze Gesellschaft war friedlich und strahlte Freude aus. Die Liebe ist überall anwesend. Manchmal bedarf es vielleicht auch eines zweiten Blickes, der nicht so offensichtlich ist, wie auf dem Fest.

Meistens funktioniert das Gesetz der Anziehung sehr gut, wenn ich selbst freundlich zu anderen bin, ernte ich Freundlichkeit zurück. Alleine jemanden in der Warteschlange vorzulassen, ist schon eine kleine Geste davon. Ein verschlossenes Gesicht öffnet sich in einer Sekunde auf ein offenes und meist freundliches Lächeln.

Ich freue mich selbst über solche Gesten und mein Tag ist erfüllt von Liebe, wenn ich Menschen mit meinem Herzen sehen kann, nicht mit meinem Ego.

Danke liebes Universum, danke lieber Gott, danke ihr lieben Menschen, dass wir nun Gelegenheit haben, eine liebevollere und bewusstere Welt zu erschaffen, in dem wir selbst liebevoll handeln.

Es fängt immer bei mir an- nicht bei anderen. Das ist mir so bewusst geworden. DANKE